Es ist eine Banalität: Kleine Kinder tragen Windeln, weil sie Stuhlgang und Harndrang noch nicht kontrollieren können. Die meisten Kinder sind mit drei, spätestens vier Jahren soweit, dass die keine Windel mehr brauchen. Aber rund 10 Prozent sind auch bei der Einschulung noch „Bettnässer“, machen sich, meist nachts „in die Hose“. Eine Erkrankung ist diese „Enuresis“ (oder Enuresis nocturna, wenn sie nachts auftritt), in den allermeisten Fällen nicht. Wie beim Gehen oder Sprechen lernen, entwickeln sich Kinder auch bei der Blasenkontrolle unterschiedlich schnell.
Aber häufiges Bettnässen ist natürlich lästig und unangenehm. In der Regel sind es die Eltern, die sich für ihr Kind schämen, denn wenn das Bettnässen ab einem bestimmten Alter nicht mehr in das Bild vom gut entwickelten Kind passt, wird es schnell zu einem Problem und Tabuthema. Bei einem gesunden Kind kann man eigentlich gelassen abwarten, bis sich das „Problem“ von selber löst. Der Urologe kennt aber Möglichkeiten, diesen Vorgang zu beschleunigen.
Für Mediziner ist Bettnässen oder Einnässen ohne organische Ursachen erst ein Thema, wenn es nach dem 5. Geburtstag mindestens zweimal pro Monat vorkommt. Dann spricht man von Enuresis, im Gegensatz zur Inkontinenz, bei der Fehlbildungen oder Stoffwechselstörungen für die fehlende Blasenkontrolle verantwortlich sind. Wenn die Enuresis mit dem 6. oder 7. Lebensjahr nicht verschwindet, kann der Arzt eine Verhaltenstherapie empfehlen, durch die das Kind die Harnkontrolle „automatisch“ erlernt.
Die häufigste und erfolgreichste Methode ist der Einsatz der so genannten Klingelhose. Dazu wird die Windel (oder eine spezielle Hose) mit einem Sensor ausgerüstet, der auf Feuchtigkeit reagiert. Bereits die ersten Urintropfen lösen einen Signalton aus, der das Kind weckt. Dass Kind hört mit dem Aufwachen auf „Pipi zu machen“, und offenbar wird durch den Vorgang auch die Wahrnehmung der Blasenfüllung geschult. Die Behandlung per Klingelhose dauert erfahrungsgemäß mindestens 6 bis 8 Wochen und ist für Kinder und Eltern wegen des nächtlichen Weckens recht anstrengend. Dafür ist sie in 70 Prozent der Fälle direkt erfolgreich – und den meisten der 30 Prozent Rückfälle wirkt eine Wiederholung der Behandlung. Langfristig sind die Erfolge jedenfalls größer, als bei medikamentösen Therapien.
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