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DGU meets Gesundheitspolitik: Parlamentarischer Abend 2024 in bewegten Zeiten

Berlin. Die Veränderungen im deutschen Gesundheitswesen sind allgegenwärtig: Allen voran die Krankenhausreform und die einhergehende Ambulantisierung bestimmen die aktuelle gesundheitspolitische Diskussion – das entsprechende Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG) befindet sich bereits im parlamentarischen Verfahren, wo die Bundesländer weiter um Verbesserungen ringen werden. So galt der Parlamentarische Abend der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) im Frühsommer 2024 natürlich diesen, alles beherrschenden Reformen, mit denen das Bundesministerium für Gesundheit den unbestritten notwendigen Wandel im deutschen Gesundheitssystem umsetzen will.

Angesichts des brennenden Themas gab sich am 4. Juni 2024 in diesem traditionellen Format im Haus der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin erneut viel gesundheitspolitische Prominenz auf dem Podium und im Auditorium die Ehre. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) entsandte Johanna Sell, Leiterin der Unterabteilung 21 „Gesundheitsversorgung, Krankenhauswesen“, und auch der Vorstandsvorsitzende des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), Dr. Dominik von Stillfried stand bei der DGU am Rednerpult. Zu den gut 40 geladenen Gästen zählten neben Funktionsträgern der Urologie, Mitglieder des Deutschen Bundestages (MdB) und wichtige Gremienvertreter aus dem Gesundheitswesen wie der Generalsekretär derDeutschen Krebsgesellschaft, Dr. Johannes Bruns, und der Geschäftsführer des Instituts für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (aQua), Björn Broge. Ebenfalls präsent waren die Deutsche Krankenhausgesellschaft, das ÄZQ, die privaten Krankenversicherer, Patientenvertreter sowie die Fachpresse.

Vier Vorträge mit anschließender Diskussionsrunde zum Thema „Das Deutsche Gesundheitssystem in Veränderung – Chancen erkennen und Risiken benennen“ standen auf der Agenda dieses Abends, den DGU-Pressesprecher und Moderator Prof. Dr. Axel Merseburger mit einem Dank an den Schirmherrn der Veranstaltung, Matthias Hauer, MdB, eröffnete. Ihm sei es zu verdanken, dass die DGU hier in Berlin, im Zentrum der Macht, zu Gast sein dürfe

Sind Hybrid-DRGs die Lösung?

Hybrid-DRGs zur sektorengleichen Vergütung von Leistungen aus dem AOP-Katalog: Sind sie die Lösung? Dr. Dominik von Stillfried legte den Finger in die Wunde und benannte

Schwierigkeiten bei der Ambulantisierung bisher stationär erbrachter operativer Leistungen. Konkrete Routinedaten aus dem ZI hatte er zwar nicht im Gepäck, wohl aber eine klare Position: Das ZI halte die Pauschalisierung der DRG für unklug, die Zeitkategorien sollten perspektivisch wieder Eingang finden. Das Einreißen der Sektorenmauer sei ein Konzept, das vorsichtig in die Praxis umgesetzt werde. Es gäbe bisher wenig Ambulantisierungspotenzial, das erfasst werden wird, aber erste Erfahrungen seien wichtig, um die eigentlichen Änderungsprozesse in den Krankenhäusern und neue Kooperationsformen, etwa mit urologischen Belegärzten, auf den Weg zu bringen. Für ein tatsächliches Einreißen der Mauer müsse der Katalog deutlich erweitert werden, die Verweildauer erweitert und die Preise so gesetzt werden, dass die potenziellen Anreize zur strategischen Leistungsverschiebung minimiert werden, so das Fazit des ersten Vortrags.

O-Töne aus dem BMG

Erwartbar positive O-Tönen kamen aus dem BMG. Wie im Vorjahr berichtete Johanna Sell, Leiterin der Unterabteilung 21 „Gesundheitsversorgung, Krankenhauswesen“ über den aktuellen Stand der Krankenhausreform und zeigt sich zufrieden über einen sichtbaren Fortschritt: Das Gesetz ist durch das Kabinett und auf dem Weg ins parlamentarische Verfahren. Sicherung und Steigerung der Behandlungsqualität überall in Deutschland sei das Ziel, im BMG sehe man großes Ambulantisierungspotenzial und hätte sich, wie das ZI, einen größeren Hybrid-DRG-Katalog für das kommende Jahr gewünscht. Leistungsgruppen mit ihren Qualitätskriterien würden bundesweite Vergleichbarkeit herstellen, dienten aber auch der Ermittlung der Vorhaltevergütung – ein, nach Worten der Referentin, durchaus

kompliziertes Rechenmanöver. Bei den bisher 65 Leistungsgruppen habe es, orientiert am NRW-Krankenhausplan, Veränderungen zwischen Referenten- und Kabinettsentwurf gegeben, womit nun auch Kooperationen und Verbünde zulässig seien. Ob zuletzt großer Irritationen stellte Johanna Sell klar, dass urologische Belegärzte perspektivisch mit einer geplanten Änderung im parlamentarischen Verfahren Berücksichtigung bei der Erfüllung der Qualitätskriterien finden sollen.

Es folgten Stimmen aus der Urologie: DGU-Präsident Prof. Dr. Jürgen Gschwend nahm das Auditorium mit, um aus dem medizinischen Blickwinkel der Kliniken die Grenzen der Ambulantisierung am Beispiel der Uro-Onkologie aufzuzeigen. Dort würden inzwischen viele chirurgische und endoskopische Eingriffe oder CT-Biopsien sowie eine große Zahl medikamentöser und oraler Tumortherapien bereits ambulant durchgeführt werden. Aber es gäbe offene Fragen hinsichtlich der Finanzierung der ambulanten Uro-Onkologie in den Klinken sowie Grenzen hinsichtlich der Patientensicherheit. Diese beträfen komplexe Fälle und multimorbide Patienten mit Begleiterkrankungen, die Notwendigkeit intensiver Überwachung sowie fehlende häusliche Betreuung. Ein Stoppschild für die Ambulantisierung setzte der DGU-Präsident wegen drohender Qualitätseinbußen am Beispiel der Endoskopischen Therapie des nicht-invasiven Blasentumors. Die DGU, betonte Prof. Gschwend, habe das Thema so im Fokus, weil die Urologie inzwischen 40 Prozent aller Tumorerkrankungen in Deutschland versorge und damit als wichtigstes onkologisches Fach verantwortlich sei, eine qualitativ hochwertige und leitliniengerechte

Versorgung dieser Patienten auch in Zeiten der Reformen, des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels zu gewährleisten.

 

Urologische Praxen sind Primärversorger!

Der Generalsekretär der europaweit größten nationalen urologischen Fachgesellschaft ließ in seinem Vortrag keinen Zweifel – die Urologie ist bereit für die Transformation! Große technologische und therapeutische Innovationen in der Urologie hätten bereits deutlich zur Ambulantisierung und zur Verkürzung der Liegezeit beigetragen und den Personalbedarf im OP reduziert. Schon jetzt würden 95 % der urologischen Leistungen in der Praxis und nur 5 % in der Klinik erbracht. Als kontraproduktive Fehlsteuerung dagegen kritisierte Prof. Dr. Stephan Maurice Michel, direkt an die Vertreterin des BMG gewandt, die untere  Grenzverweildauer. Handlungsbedarf benannte er zudem bei der Vorhaltefinanzierung und den Hybrid-DRGs ohne Kontextfaktoren, etwa hinsichtlich älterer morbider Patienten. Die Umverteilung der urologischen Tumorchirurgie an die bereits ausgelasteten großen Zentren sei eine große Herausforderung. Und angesichts aktueller öffentlicher Äußerungen ließ Prof. Michel an diesem Abend in Berlin auch daran keinen Zweifel: „Die Diskussion um eine vermeintliche doppelte Facharztschiene ist inadäquat. Wir haben, wie aufgezeigt, ein perfekt abgestimmtes System, das so erhalten werden muss. Urologische Praxen sind Primärversorger!“.

Konkrete Fragen zur Vorhaltevergütung, ihrer Berechnung und Widersprüchen bei den Hybrid-DRGs, vor allem in Richtung des BMG, bestimmten die abschließende, engagiert geführte, Diskussion auf dem diesjährigen Parlamentarischen Abend der DGU.

Text & Fotos: DGU-Pressestelle


Pressemitteilung von Urologenportal 11. Juni 2024

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