Mit der auf der Jahrestagung der European Society for Medical Oncology (ESMO) in Barcelona vorgestellten Studie IMvigor130 wurden nun erstmals positive Daten aus einer Phase-III-Studie mit einem Krebsimmuntherapeutikum in Kombination mit platinhaltiger Chemotherapie (Gemcitabin plus Cisplatin oder Carboplatin) beim fortgeschrittenen oder metastasierten Urothelkarzinom in der First-Line vorgestellt.1 Hinsichtlich des ko-primären Endpunktes progressionsfreies Überleben (PFS) war die Kombination aus Tecentriq® (Atezolizumab) und Chemotherapie der alleinigen Chemotherapie statistisch signifikant überlegen. In der Interimsanalyse für das Gesamtüberleben (OS) konnte ein positiver Trend beobachtet werden.1
Die multizentrische, randomisierte Phase-III-Studie IMvigor130 untersucht die Wirksamkeit und Sicherheit der Kombination aus Tecentriq mit einer platinbasierten Chemotherapie (PBC) gegenüber platinhaltiger Chemotherapie allein bei Patienten (n = 1.213) mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom (mUC). Im Verlauf wurde die Studie um einen Tecentriq-Monotherapiearm erweitert. Die nach einem medianen Follow-up von 11,8 Monaten beim ESMO präsentierten Daten zeigen, dass die First-Line-Kombination von Tecentriq mit PBC im Vergleich zu alleiniger Chemotherapie hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens signifikant überlegen war: So lag das PFS unter Tecentriq in Kombination mit PBC bei median 8,2 Monaten gegenüber 6,3 Monaten unter alleiniger Chemotherapie-Behandlung (HR: 0,82; 95 %-KI: 0,70 – 0,96; p = 0,007). In dieser ersten Analyse wurde ebenfalls ein vielversprechender Trend bezüglich des Gesamtüberlebens für den Tecentriq-Kombinationsarm beobachtet (mOS: 16,0 Monate vs. 13,4 Monate unter Behandlung mit PBC; HR: 0,83; 95 %-KI: 0,69 – 1,00; p = 0,027).1 Das Gesamtüberleben wird zu einem späteren Zeitpunkt erneut analysiert werden.
Interessant war auch die explorative Auswertung für Tecentriq in der Monotherapie. Hier wurde ein Patientenkollektiv analysiert, das sowohl Cisplatin-geeignete als auch Cisplatin-ungeeignete Patienten beinhaltet: Das mediane OS betrug für die Intention-to-treat (ITT)-Population 15,7 Monate vs. 13,1 Monate unter PBC-Behandlung (HR: 1,02; 95 %-KI: 0,83 – 1,24). Für Patienten mit einer PD-L1-Expression ≥ 5 % wurde das mOS unter der Monotherapie noch nicht erreicht, unter Chemotherapie betrug das mOS 17,8 Monate (HR: 0,68; 95 %-KI: 0,43 – 1,08).1 Die Studie bestätigt insgesamt das bekannte Sicherheitsprofil von Tecentriq – unter der Zugabe von Tecentriq zu platinhaltiger Chemotherapie wurden keine neuen Sicherheitssignale identifiziert.1 Heute ist Tecentriq bereits als Monotherapie sowohl als First-Line-Therapie für Cisplatin-ungeeignete Patienten mit einer PD-L1-Expression ≥ 5 % auf Immunzellen im Tumor als auch nach vorheriger platinhaltiger Chemotherapie indiziert.2
Darüber hinaus wurden auf dem ESMO 2019 weitere Daten zu Tecentriq beim Urothelkarzinom vorgestellt: Ein Update der IMvigor211-Studie (medianes Follow-up: 34,3 Monate) konnte zeigen, dass unter Atezolizumab auch nach > 30 Monaten fast eine Verdopplung der Überlebensrate erreicht werden konnte (18 % vs. 10 % unter Chemotherapie).3 Das Gesamtüberleben für Patienten unter Atezolizumab war weiterhin numerisch länger als unter der Behandlung mit Chemotherapie (8,6 vs. 8,0 Monate; HR: 0,82; 95 %-KI: 0,71 – 0,94).
Ebenso wurden Daten einer Post-Hoc-Subgruppenanalyse der Phase-IIIb-Studie SAUL präsentiert: Für das Patientenkollektiv mit stabiler Autoimmunkrankheit (AID; n = 35) konnte gezeigt werden, dass das Sicherheitsprofil akzeptabel ist: 26 % behandlungsbezogene UEs vom Grad 3-4 traten bei Patienten mit AID vs. 12 % bei Patienten ohne AID auf. Bei AID-Patienten gab es keine relevante Erhöhung der behandlungsassoziierten Todesfälle (0 % vs. 1 %) oder der Abbruchrate (9 % vs. 6 %) im Vergleich zur Gesamtpopulation. Auch wenn bei der Behandlung von AID-Patienten Vorsicht geboten ist, kann eine Atezolizumab-Therapie in Erwägung gezogen werden: Das mOS war in beiden Gruppen vergleichbar (mOS: 8,0 vs. 8,6 Monate bei Nicht-AID-Patienten). Die 12-Monats- OS-Rate war 31 % bei AID-Patienten vs. 42 % in der Gesamtpopulation. Die Krankheitskontrollrate lag bei AID-Patienten mit 51 % vs. 39 % sogar etwas höher. Das bedeutet, dass jeder zweite Patient mit AID von der Behandlung mit Tecentriq profitiert hat.4
[1] Grande et al., ESMO 2019, LBA14_PR
[2] Fachinformation Tecentriq®, aktueller Stand
[3] Van der Heijden et al., ESMO 2019, Poster 918
[4] Loriot et al., ESMO 2019, Poster 922
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